Was ist alles in den ersten Monaten auf Graciosa geschehen?

Nun sind wir seit fast sieben Monaten auf der Insel und leben hier so unser kleines, überschaubares Graciosa- Insel- Leben.
Wir hatten Anfang des letzten Jahres natürlich andere Pläne.
Ab Juli wollten wir mit der Vermietung der Ferienhäuser beginnen und jetzt schon eine erste Saison hinter uns gebracht haben.
November 2020
Wir im Garten der Quinta Perpetua

Aber wie wir alle wissen, hatte 2020 mit uns Allen andere Pläne. Und so haben wir uns durch unsere ersten Graciosa Monate ganz alleine durchgegroovt.

Und es war nicht nur das fiese Virus…nein.

Die portugiesische Bürokratie durfte auch noch ein wenig mitmischen.

Es hat tatsächlich sechs Monate gedauert unsere Nummern für das Alojamente Local zu erhalten. Ohne diese Registrierungsnummern ist es in Portugal nicht erlaubt Ferienimmobilien zu vermieten und man kann seine Immobilie nicht auf Plattformen wie airbnb.de oder booking.com anmelden.

Aber seit Mitte Dezember sind wir nun offiziell mit allen drei Ferienhäusern registriert und können jetzt auch über airbnb.de und booking.com gebucht werden.

Außer auf AL Nummern warten, haben wir noch folgendes gemacht:

Die Ferienhäuser chic und wohnlich vorbereiten
viele, viele Fotos für die Homepage knipsen
das Wohnhaus einrichten und unser Umzugsgut aus Deutschland wegräumen
lernen mit der Nähmaschine Vorhänge und Kissenbezüge zu nähen
den Garten erkunden und darin arbeiten (puhhhh, ist der groß)
den einen und anderen Behördengang gern auch mehrmals gehen
die vielen eigenen Früchte verarbeiten und Marmeladen kochen
lernen wie man einen Sauerteig ansetzt und am Leben erhält
viele, viele Brote, Brötchen und Kuchen backen und essen
Joghurt und Sauerkraut machen
allerlei unbekannte, fremde Fische zubereiten und dann mit Genuss zu verspeisen
portugiesisch lernen (schwer, sehr schwer, mais difícil)
Freude an unseren drei Katzen haben;

Es ist sehr schön zu erleben, dass sich der familiäre Neuzugang mit uns mittlerweile arrangiert hat und wir alle gut und friedlich zusammen sein können.

Die Insel kennenlernen: immer wieder den Wellen, dem Meer und dem Wind zuschauen und hören und riechen. Wir können davon gar nicht genug bekommen.

September 2020 mehr vom Meer
Mal wild, mal ruhig

und diese Farben: knallblau, grünblau, graublau, leuchtend türkis.

Immer anders, immer schön
Das vergangene halbe Jahr war wirklich unbeschreiblich toll für uns gewesen, so viele Dinge haben wir zum ersten Mal überhaupt gemacht. Wir sind immer wieder begeistert davon mit wie wenig Zutaten manche Sachen daherkommen,

z.B. unser Brot: nur Mehl, Wasser, Salz und Zeit.

Ich persönlich finde ja stricken schon lange so toll, weil hier mit Wolle und Nadeln ganze Kleidungsstücke entstehen und diese Art der kleinen „Wunder“ begegnen uns hier öfters. Ich habe Marzipan für Lebkuchen selber gemacht, der Steffen hat für das Weihnachtsblaukraut gesorgt.

Die Größe der Zeit, oder warum Zeit gut tut!

Und ja, natürlich weiß der Kopf ganz viel, es dann aber auch zu tun und zu erlernen ist etwas anderes.

Wir haben das Gefühl unser Leben findet jetzt statt, es ist keine Theorie und auch kein Konjunktiv. Wir haben die Zeit und die Bereitschaft ganz viele neue Dinge kennenzulernen und das macht die vergangenen Monate so spannend.

Wir haben Zeit und die hat man auf Graciosa immer, hier ist niemand in Eile oder wirkt gestresst.

Es ist vielleicht nicht immer alles sofort und/oder wie gewünscht erhältlich, aber wir schließen Kompromisse, finden Lösungen, sind oft geduldig und lernen, dass es oft auch eine Nummer kleiner geht.

Warum muss alles immer 120% sein?

Die Portugiesen und Azorianer sind mit weniger Perfektion sehr zufrieden und glücklich, wir Deutschen stehen uns da oft selbst im Weg. Unter 120% scheint es bei uns nicht zu gehen, dabei würden ganz locker auch 80% ausreichend sein. Und wir sind jetzt halt auch bei der 80% Fraktion dabei und das tut uns sehr, sehr gut.

Wir haben nie Stress; wenn wir die Dinge nicht heute machen, dann halt morgen. Das ist auch noch in Ordnung, die Welt dreht sich trotzdem.

Das Leben, der Garten, die Ruhe.

Unser großes Grundstück hat uns in den vergangenen Monaten ganz schön auf Trap gehalten. Für uns Gartenneulinge ist natürlich alles aufregend und unbekannt. Und zunächst manch Unscheinbares und vielleicht auch nicht so Schönes, fängt irgendwann in den tollsten Formen und Farben zu blühen an. Und wir sind ganz erstaunt und erfreut was die Natur so kann. Gott sei Dank wächst auf den Azoren alles recht schnell, so verzeiht der Garten auch den einen oder anderen „Schnittfehler“. Man kann hier getrost beherzt anpacken und arbeiten, man sieht was man geschafft hat und das ist ein sehr zufriedenstellendes Gefühl. Und wenn man dann die Orangen, Mangos und Cherimoyas einfach so reif vom Boden aufsammelt und die Früchte schmecken dann auch noch richtig gut ist das unbezahlbar. Dieses kleine, reduzierte und einfache Leben hier ist eine wahre Freude für uns.

Und dann noch diese absolute Stille, die mich vom ersten Tag an begeistert hat. Wir hören viele, viele Vögel. Ab und zu iaht ein Esel, ein Artgenosse gibt Antwort. Die Frösche quaken, ein Moped knattert und manchmal ist ein Auto zu hören. Und das Ganze wird immer vom Wind begleitet, mal mehr und mal weniger.

Trotzdem wir alleine sehr gut zurechtkommen und Langeweile kein Thema ist, würden wir uns über Gäste sehr freuen. Wir möchten gerne die Quinta mit Leben füllen, Menschen willkommen heißen und endlich den Urlaubern eine Auszeit anbieten können.

Wir hoffen bis bald!
Até logo
Karen und Steffen