Die Dörfer ziehen sich den Strassen entlang wie Spinnweben durch die Landschaft, viele traditionelle Natursteinhäuser sind verlassen und verkommen in ihrem Dornröschenschlaf zu Ruinen, was nicht einer gewissen Romantik entbehrt.
In der sanft hügeligen Landschaft mit vielen durch Trockenmauern abgetrennten Weiden oder Weinbauparzellen tauchen immer wieder ganz unvermittelt Windmühlen auf: die einen gut erhalten, restauriert und gepflegt, die anderen verlassen und verfallen. Sie wurden den Flamen abgeschaut und zu Beginn des 19. Jh. hier eingeführt. In mindestens einer dieser Mühlen wurde noch bis vor wenigen Jahren regelmässig Mais gemahlen. Heute dienen sie zum Teil als Ferienwohnungen mit speziellem Flair.
Man erblickt faszinierende Lavasteinformationen an der Küste, kleine Felsinseln im Meer, grosse und kleine Vulkankrater, sattgrüne Weiden, den naturbelassenen Wald mit seinen herrlich duftenden Eukalyptusbäumen und die Nachbarinseln Terceira, Faial und São Jorge mit dem Berg Pico dahinter, mit seinen rund 2400 m der höchste Gipfel Portugals.
Die Lebensweise der Bevölkerung ist einfach und ursprünglich, die Gangart gerade mal in der Hauptstadt SANTA CRUZ DA GRACIOSA betriebsam, sonst aber eher gemächlich.
Die meisten Menschen in den vier Gemeinden Santa Cruz, São Mateus, Guadalupe und Luz leben von der Land- und Viehwirtschaft, ein wesentlich kleinerer Teil von Dienstleistungen, Fischfang und Tourismus. Alle nicht auf der Insel erzeugten Produkte (annähernd 100 %) werden per See- oder Luftfracht von den grösseren Inseln oder vom europäischen Kontinent eingeführt.
Auf der Insel selber sorgt ein Bus für den öffentlichen Transport, meist werden jedoch die kurzen Strecken in Privatautos, im Taxi oder selten auch mal mit einem Esel zurückgelegt.
Der lokale portugiesische Dialekt ist gewöhnungsbedürftig und ziemlich schwer zu verstehen, aber die einheimische Bevölkerung ist sehr um Verständigung bemüht, wenn möglich auch in Englisch.
Nebst dem traditionell begangenen Pfingstfest (Espirito Santo) feiern alle Gemeinden und Weiler in den Sommermonaten ihr ganz eigenes kirchlich geprägtes Fest mit Prozessionen und speziellen Messen. Von Mitte Juli bis Mitte September findet demzufolge an jedem Wochenende irgendwo auf der Insel eines dieser Feste statt. Vor Ort werden die Strassen geschmückt, ein Festprogramm, kleine Buden mit Snacks und Getränken installiert, Stierkämpfe veranstaltet und die Blasmusik organisiert. Viele Emigranten aus den USA und Kanada kommen eigens für diese Feste in ihr Dorf zurück und verbringen dort ihren Jahresurlaub.
Ein zweiter Höhepunkt im Jahreslauf bildet jeweils die Zeit des Karnevals im Februar. Nie amüsieren sich die „Graciosenses“ besser, nie wird ausgelassener gefeiert und getanzt wie zu diesem Anlass.